Aus der Serie "Makers and Heroes"
Sigmund Jähn
Menschen, wie diese
Ich hab mir lange überlegt, ob ich die ganze Serie zu meiner Begegnung mit Sigmund Jähn veröffentlichen soll. Es hätte in diesem Jahr, wohlgemerkt das 40-jährige Jubiläum seiner Raumfahrt, viele Möglichkeiten gegeben, diese Begegnung kommerziell auszuschlachten. Ich habe viele Bilder, viele Worte, Tonaufnahmen von unserem Gespräch und persönliche Einblicke in den privaten Schutzraum dieses Menschen mitgenommen.
Den ersten Deutschen im Weltraum zu treffen, war schon eine ganz besondere Ehre und mein absolutes Highlight in diesem Jahr. Drei Stunden saß ich in seinem kleinen Häuschen in Strausberg, es gab Kaffee und ein paar süße Stückchen, zwischendurch haben wir viel geplaudert, auf dem Tisch breitete er währenddessen all die kleinen Relikte seiner Weltraumfahrt vor mir aus. Immer wieder drehte er die Kosmonautennahrung in seinen Händen, betrachtete kritisch das Verfallsdatum… „Kann man auch mal langsam wegwerfen“ sagt er beiläufig. „Auf gar keinen Fall! Wenn Sie die nicht mehr haben wollen, dann nehme ich die mit. Meine Schwester wollte nämlich mal Astronautin werden, als sie klein war“, entrinnt es mir hastig. Er lächelt. Ganz ruhig. Und dabei legt sich sein Gesicht so wunderbar in Falten, wie es nur das Gesicht eines Menschen mit Geschichte schafft. Eine wohlgemerkt bemerkenswerte Geschichte. Wie man bei diesem Werdegang so bodenständig und bescheiden bleiben kann, frage ich mich.
Ich habe in den letzten Jahren viele Menschen kennengelernt. Viele davon haben sich selbst gefeiert und auf hohe Podeste gehoben und dann gab es auch solche, die es eben nicht tun. So wie Sigmund Jähn.
Als ich ihn frage, was er glaubt, welche Lebensphilosophie ihn in seinem Leben begleitet hat, antwortet er überzeugt: „Die Tüchtigen werden belohnt.“ Dranbleiben also lautet die Devise, selbst dann, wenn Zweifel, Barrieren und Ängste deinen Weg kreuzen. Denn „Angst“, so Jähn, „ist ohnehin in jeder Hinsicht destruktiv“. Dem stimme ich zu.
Und dann erzählt er mir von seinem Misstrauen gegenüber Journalisten. Und lächelt wieder. „Aber Ihnen, Ihnen vertraue ich.“
Und damit wird diese Begegnung bis auf wenige Einblicke dann doch in meinen Händen bleiben. Vielleicht stelle ich die Bilder eines Tages aus. Aber bis dahin betrachte ich diese Zeit als ein persönliches Geschenk.