Mensch, werd weich

Mensch, hart bist du geworden. Lad doch mal wieder die Zartheit ein. Zartheit – dieser vulnerable Zustand. Jener Nährboden, der Sanftheit, Freundlichkeit und Fürsorge wachsen lässt. Zartheit wieder einzuladen bedeutet, die Waffen fallen zu lassen. Schutzrüstungen nieder zu legen, auch wenn noch immer die Kämpfe toben. Im eigenen Herzen. In der Vergangenheit. In der Geschichte, die jeder Einzelne von uns schreibt.  Zartheit wieder einzuladen bedeutet, wieder weich zu werden. Zuwendung, wo es Heilung braucht. Hinsehen. An jene Orte, die hinter den Türen unserer Trigger Zuhause sind. Mit dem Wandeln durch vernebeltes Terrain landen wir dort, wo Ursächlichkeit Zuhause ist. Bis irgendwann …

Sigmund Jähn

Menschen, wie diese. Sigmund Jähn gehört zweifelsohne zu einem der berühmtesten Menschen, die ich je fotografieren und sogar Zuhause besuchen durfte. So viel im Leben bewegt und dabei so bodenständig – ich bin tief beeindruckt. Mögen wir doch alle ein wenig mehr auf dem Boden bleiben und uns an unseren Erfolgen erfreuen, ohne uns dabei über andere zu erheben oder uns gar fanatisch im Zwang verlieren, unbedingt etwas Besonders sein zu wollen. Ich hab mir lange überlegt, ob ich die ganze Serie zu meiner Begegnung mit Sigmund Jähn veröffentlichen soll. Es hätte in diesem Jahr (2018), wohlgemerkt das 40-jährige Jubiläum …

Entstanden, um zu gehen

Eine der schwierigsten Disziplinen im künstlerischen Schaffen ist für mich der Umgang mit der (emotionalen) Abhängigkeit von Resonanz. Der Spagat zwischen Authentizität – dem Annehmen und Kreieren von dem „was ist“ – und der Gestaltung von Akzeptanz, wenn das eigene Wirken nicht auf den entsprechenden (von mir) ersehnten Gegenwert stößt – der Anerkennung, der Aufmerksamkeit, der Würdigung, den Dialog, der Kooperation, der Auftragsvergabe oder dem simplen Verkauf von Werken. Seit über 20 Jahren kreiere ich in meinen mir zur Verfügung stehenden kreativen Möglichkeiten und immer wieder kam der Punkt des „Ich werfe alles hin und widme mich einem soliden Job“. …

Story isn’t over

Wenn ein Inhalt – eine Substanz, eine Materie, ein Gedanke, eine Beziehung oder eine Vorstellung – an seine Grenzen stößt, braucht es einen neuen Raum. Einen alten Raum zu verlassen fühlt sich dabei oft wie ein Sterben an. Zumindest war es das immer für mich. Ein gewohntes Setting zu verlassen ist der Abschied vom Vertrauten und der Sprung ins Unkalkulierbare. Mit jedem neuen Raum, den wir betreten, formt sich dabei auch unser zukünftiger Inhalt. Doch nicht immer ist der Inhalt des Neuen gleich ersichtlich. Den leeren Raum auszuhalten in dem Vertrauen, dass es sich zur richtigen Zeit mit den richtigen …

Der dritte Weg

Wenn man nicht wirklich weiß, welchen von beiden Wegen man wählen soll, macht es hin und wieder Sinn, sich mit Phantasie einen dritten Weg zu erschaffen, der aus den Zweifeln des eigenen Verstandes führen kann. Wenn ich dann genügend Geduld, Mut und Hoffnung aufbringe, wird mir das Leben vielleicht einen Wegweiser schicken. Ein unverhofftes Ereignis, das den Nebel auflöst. Einen nächtlichen Traum, der mir die Augen öffnet. Oder einen Menschen, der meine wichtigsten Fragen ohne Worte beantwortet.  Geduldige, ausdauernde Zuversicht ist eine Kraft, die oft Unmögliches möglich macht. Die Fragezeichen auszuhalten statt rastlos nach Antworten zu suchen – eine erstrebenswerte …

Naturmensch Fotografie

„The purpose of human life is to serve, to show compassion and the will to help others.“ Im Fotografieren findet sich für mich nahezu alles, was mich antreibt, immer wieder „Ja“ zu diesem Leben zu sagen, selbst wenn Weltgeschehen und persönliche Schattenthemen hin und wieder nach der Oberhand greifen. Dort, in der Kraft der Natur und der intimen Begegnung von Mensch zu Mensch, dem spielerischen Experimentieren und dem kindlichen sich-im-Moment-verlierens. Aber auch dem Verlust von Kontrolle und dem Einlassen auf das, was sich zeigt. Ein Urvertrauen in mich, den Menschen vor der Kamera und in den gemeinsamen Prozess. Denn – fotografieren …